„Für viele Flüchtlingskinder ist HomeSchooling unmöglich“
BRK Projekt bietet Unterstützung
Im Rahmen des Projektes „Starkes Netzwerk - Elternbegleitung Kempten“ unterstützt das BRK im Kreisverband Oberallgäu seit drei Jahren Flüchtlingsfamilien bei der Integration. Aufgrund der Corona-bedingten Schulschließungen hat das Thema Digitalisierung und HomeSchooling dabei zuletzt besondere Wichtigkeit erlangt. „Für viele Flüchtlingskinder ist HomeSchooling unmöglich. Darum haben wir jetzt ein Programm gestartet, mit dem wir vermeiden helfen, dass besonders benachteiligte Kinder den schulischen Anschluss verlieren“, erklärt Projektleiterin Ursula Cassier.
„Während der Schulschließungen konnten viele Kinder aus Flüchtlingsfamilien an den Alternativprogrammen zum regulären Schulunterricht, also am Home-Schooling oder selbstständigen eLearning, überhaupt nicht teilnehmen“, weiß Ursula Cassier. „Dies liegt zum einen daran, dass die Familien über keinen PC oder Tablet und teilweise auch über keinen Internetzugang verfügen, zum anderen ist es den meisten Eltern aufgrund von Sprachbarrieren nicht möglich, ihre schulpflichtigen Kinder bei den Hausaufgaben oder der Aufarbeitung des Lernstoffes zu unterstützen.“
Das Projekt „Starkes Netzwerk - Elternbegleitung Kempten“, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird, bietet geflüchteten Familien vielfältige Hilfestellungen und setzt nun auch im Bereich der digitalen Bildung sehr zielgenau und praxistauglich an. „In Kooperation mit der Kemptner Grundschule an der Sutt haben wir dort den Bedarf im Vorfeld genau ermittelt. Dabei haben sich diese sechs Familien mit sieben Kindern herauskristallisiert die besonders dringend Unterstützung in diesem Bereich benötigen“, so Ursula Cassier. Sie wurden zunächst von einem projektbeteiligten IT-Fachmann in den Grundlagen des digitalen Arbeitens geschult. Mittlerweile erhielten die Kinder – allesamt Grundschüler der 1. und 2. Jahrgangsstufe – je ein Leih-Tablet sowie in zwei Fällen einen Datenstick für Zuhause. Daran werden sie in einem Teil der Sommerferien zusammen mit ElternmentorInnen, den versäumten Lernstoff via HomeSchooling nachholen. „Die MentorInnen sind eigens geschulte, ehrenamtlich an dem Projekt mitarbeitende StudentInnen und GymnasiastInnen höherer Klassen“, erläutert Ursula Cassier. „Sie stehen den Kindern - und auch den Eltern - bei auftretenden Schwierigkeiten vertrauensvoll zur Seite.“
Das Projekt „Starkes Netzwerk - Elternbegleitung Kempten“ wird seit Mai 2017 im BRK-Kreisverband Oberallgäu durchgeführt und läuft noch bis Ende 2020. Im Rahmen dieses Programmes tragen zwei qualifizierte Elternbegleiterinnen und acht bis zehn ElternmentorInnen verschiedener Altersklassen zu einer gelingenden Integration geflüchteter Familien bei. An der Suttschule findet alle 14 Tage ein so genanntes Elterncafé statt, in dem den Geflüchteten soziale und kulturelle Inhalte sowie digitale Kompetenzen vermittelt und Beratung sowie Hilfe im Alltag zuteilwerden. Sport- und Bewegungsprogramme, wie etwa ein Skikurs, ergänzen das Spektrum. Sprachmittler, die Arabisch und Farsi sprechen, erleichtern die Kommunikation. „Die Familien wissen die Unterstützung und die damit einhergehende Wertschätzung und Zuwendung sehr zu würdigen“; sagt Ursula Cassier. „Ich persönlich fände es schön, wenn das Projekt auch nach dem Ende der Förderung durch das Bundesministerium im Dezember 2020 auf die eine oder andere Weise im kommenden Jahr fortgeführt werden könnte.“